Ein Podcast über die Menschen und Geschichten hinter dem Winterthurer Gewerbe.
Das Gewerbe dieser Stadt ist geschichtsträchtig und lebendig. Mit «Reden & Reissen» richten wir ein Mikrofon hinter die Firmennamen. Gemeinsam mit dem Produzenten Simon Berginz besuchen wir spannende Menschen und bringen die Reissenden unserer Stadt zum Reden.
Gewählte Episode

Gibt es einen Traumjob?

Fritz und Oliver Rechsteiner, zwei Generationen vereint
Simon Berginz fürs BfE
Herbst 2021
Ein Gespräch über 40 Jahre Stellen- und Personalvermittlung kurz nach dem Generationenwechsel. Das ist die Geschichte der Universal Job, die sich aufmachte, von Winterthur aus die ganze Schweiz zu erobern.
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Universal Job gibt es bereits seit 40 Jahren. Das Prinzip ist eigentlich einfach, es gibt Leute, die einen Job suchen und Firmen, die Leute suchen. Somit gibt es auch Firmen wie Universal Job, die diese vermitteln. Ist es so einfach? Und wie kann man eine Firma 40 Jahre lang führen, sodass die Zukunft immer noch rosig aussieht? Genau das besprach ich mit dem Chef von Universal Job Oliver Rechsteiner und seinem Vater und Gründer Fritz Rechsteiner.

Simon Berginz (SB)
Ich selbst bin in Winterthur aufgewachsen und kenne somit das Logo von Universal Job und auch den Schriftzug. Ihr seid ein erfolgreiches Unternehmen. Wenn du jetzt 40 Jahre zurückblickst, hat es auch schwierige Momente gegeben?

Fritz Rechsteiner (FR)
Eine Firma kann dann schwierige Momente haben, wen man denkt man sei gut. Bereits dann ist man schon schwierig. Eine Firma sollte immer probieren, sich zu optimieren, um für den Kunden noch bessere Dienstleistungen anzubieten. Insofern war uns das auch wichtig und daran haben wir gearbeitet. Es hat dennoch auch schwierige Zeiten gegeben. Gerade in dieser Branche ist man sehr Rezessionsanfällig. In solchen Zeiten haben wir immer versucht, das Optimum herauszuholen. Im Moment war es zwar nicht so glanzvoll, aber nach einer Rezession haben wir jeweils einen beträchtlichen Teil des Marktes dazu gewonnen.

SB
Das heisst man brauch in einer solchen Situation auch Geduld das es dann auch wieder bessere Zeiten geben wird. Nehme ich das richtig an?

FR
Ich denke, das hängt aber auch davon ab, ob du als Firma verschuldet bist. Unser Glück war es, dass wir nie mit Fremdkapital arbeiten mussten. Zu Beginn haben wir zwar nur mit einer Occasion Schreibmaschine angefangen dafür sind wir heute modernstens Eingerichten. Bis heute mussten wir nie mit der Bank über einen Kredit reden. Wir konnten langsam wachsen und das gab uns Sicherheit.

SB
Obwohl du ein legitimer Nachfolger bist, wenn dein Vater ein Geschäft hat, würde mich interessieren, wie du in dieses Geschäft hereingekommen bist?

Oliver Rechsteiner (OR)
Ich habe einige Jahre in der IT und dort im Verkauf gearbeitet. Da merkte ich allerdings, dass ich noch etwas anderes sehen will. Daher ging ich zu meinem Vater und wir beschlossen, dass wir es in dieser Firma probieren wollen. Ich führte ein Gespräch mit dem Filialleiter der IT-Filiale und kurz darauf durfte ich als Personalberater starten.

SB
Du bist heute der Geschäftsführer von Universal Job. Würdest du behaupten, du hast dieses Business von Grund auf kennengelernt?

OR
Ja, mit viel Freude und Elan.

SB
Würdest du sagen, es war wichtig, um deinen heutigen Job auch zu verstehen?

OR
Ja, würde ich schon sagen. Ich weiss heute, was für Herausforderungen ein Personalberater hat und wie die Kunden funktionieren. Wüsste ich das nicht, könnte ich den heutigen Personalberatern nicht die Mittel zur Verfügung stellen, um ihren Job weiterhin erfolgreich erledigen.

SB
Ich selbst kam in meinem Leben noch nie mit einem temporären Büro in Kontakt. Ich stelle es mir aber relativ einfach vor. Ist es so einfach die stellen zu vermitteln oder hat sich das verändert?

FR
Auf die eine Seite ist es einfach und auf die andere Seite ganz schwierig. Wir verkaufen kein Produkt, sondern eine Dienstleistung. Bei dieser können sich beide Seiten dafür oder dagegen entscheiden. Das ist die einen Schwierigkeit und die andere liegt darin Leute zu finden.

SB
Woran liegt das?

FR
Es gibt zu wenig gut ausgebildete Leute oder allgemein zu wenig Leute.

SB
Gibt es Leute, die einen Job bei Universal Job suchen und einfach nicht vermittelbar sind?

OR
Ja, meist sind es die unzuverlässigen.

SB
Ist das die wichtigste Eigenschaft, die man haben muss, damit es funktioniert?

OR
Ja, das schon. Aber das gute ist, dass wir von Produktionsjobs bis zu Führungspositionen alles abdecken, weshalb wir einen Grossteil der Leute vermitteln können.

SB
Fritz, du hast vorher beim Thema Zuverlässigkeit genickt. Indem fall, hat sich in den letzten 40 Jahren nicht viel geändert?

FR
Die Firmen zahlen uns ein Honorar für die Mitarbeiter, die wir ihnen vermitteln und für diese Honorar erwarten sie etwas. Schliesslich wollen die Firmen einen Nutzen haben, wenn sie mit uns zusammenarbeiten. Daher müssen die potenziellen Mitarbeiter vor selektioniert werden. Wir wollen die Mitarbeiter, die wir den Firmen vorstellen, so zeigen, dass die Firma einen möglichst grossen Nutzen hat und eine lange Zusammenarbeit entstehen kann.

OR
Schlussendlich müssen wir die Bedürfnisse auf beiden Seiten abklären. Einmal auf der Seite der Firma und einmal auf der Seite des Bewerbers. Beim Bewerber ist wichtig herauszufinden, ob derjenige einfach einen Job sucht, um Geld zu verdienen oder ob er sich weiterentwickeln will. Die Zusammenarbeit wird von verschiedenen Bedürfnissen beeinflusst.

FR
Und wir müssen probieren, die richtigen Bedürfnisse zusammenzuführen.

SB
Was sind denn die aktuellen Bedürfnisse auf dem Arbeitsmarkt?

OR
Die sind unterschiedlich und abhängig von der Region und der Branche.

SB
Gibt es so etwas wie ein Traumjob?

OR
Ja, Personalberater.

SB
Wie würdet ihr vorgehen, wenn ihr euch selbst vermitteln müsstet?

FR
Ich bin nicht vermittelbar.

OR
Man lernt mit der Zeit auch die gegenüberliegende Seite kennen. Daher würde ich zuerst herausfinden wollen, wie die Firma denkt und was sie suchen. Wenn das gesuchte Profil mit meinen Vorstellungen zusammenpasst, würde ich die Fähigkeiten, die ich habe und die es brauch, aufzeigen wollen.

SB
Wenn es Plattformen wie Linkin gibt, wo man sich ebenfalls beruflich vernetzen kann. Wieso brauch es dann noch einen Stellenvermittler wie Universal Job?

OR
Gute Frage.

FR
Das hängt mit unserem Nutzen für die Firmen zusammen. Stell dir vor, du suchst für deine Firma mit ca. 30 Leuten einen geeigneten Mitarbeiter für den Aussendienst. Wenn die Person, die ich dir bringe auch nur 5 % besser ist wie die Person, die die Firma gefunden hat, so hat die Firma dank uns bereits Gewinn gemacht. Und genau das ist die Überlegung. Durch uns soll man zu besseren Leuten kommen oder überhaupt zu Leuten.

OR
Ich vergleiche es gerne mit dem Zahnarzt. Theoretisch hätte der Schreiner auch eine Bohrmaschine, aber dieser kennt sich nicht so gut aus. Der Zahnarzt ist der Spezialist, der nichts anderes macht. Genauso ist es auch bei uns, denn wir sind die Spezialisten im Rekrutieren. Wir wissen genau, wie wir gute Leute finden und wie wir diese erreichen.

SB
Kommen Leute zu euch, die unbedingt zu einer bestimmten Firma wollen?

OR
Ja, das gibt es sicher und ist auch für uns etwas Spannendes. Oft sind es auch Firmen, mit denen wir noch nie zusammengearbeitet haben. Daher ist es eine schöne Herausforderung, die wir jeweils gerne annehmen.

SB
Ihr seid schon seit Jahren in Winterthur und habt hier einen gewissen Bekanntheitsgrad. Wie seid ihr in Winterthur gelandet uns immer noch hier geblieben?

FR
Das hat mit unserer Region zu tun, in der wir wohnen und aufgewachsen sind. Gerade als Familie mit fünf Kindern ist es naheliegend, dass man in der Nähe arbeiten will.

SB
Hätte man nicht auch sagen können, man geht nach Zürich?

FR
Am Anfang hatten wir dort auch die grösseren Aktivitäten. Die Überlegungen kamen aus Winterthur, aber richtig angefangen haben wir in Zürich, danach in Frauenfeld und so hat sich das vergrössert. In der Ostschweiz waren wir zuerst präsent und später dann auch in der Zentral- und Westschweiz. Wir wollen ein optimales Filialnetz für unsere Kunden.

SB
Aber das Mutterschiff ist immer noch hier in Winterthur.

FR
Ja, hier haben wir unsere Geschäftsleitung und unsere grosse Administration.

SB
Wieso geht man heute nicht nach Zürich? Hätte man dort vielleicht sogar noch mehr Netzwerkmöglichkeiten?

OR
Wir haben unsere Teams. Die einen kommen aus der Ostschweiz und die anderen aus Zürich. Für uns vereint sich das hier mit der Ostschweiz und Zürich ziemlich gut.

FR
Dennoch steht unsere grösste Filiale in Oerlikon in Zürich. Das stimmt also schon, diese Stadt hat ein grosses Volumen.

SB
Ihr habt vorher angesprochen, was euch wichtig ist. Ihr seid ein Familienunternehmen, in welchen Situationen macht es das vielleicht etwas schwieriger?

OR
Mir fällt nichts konkret ein. Im Gegenteil, ich arbeite sehr gerne und eng mit meinen Geschwistern zusammen. Schlussendlich kann man einer Familie immer vertrauen und das ist etwas Schönes und auch Wertvolles.

FR
Für unsere Mitarbeiter hat sich das ebenfalls bewährt, da es keine grossen Änderungen in der Kultur und in der Umgangsart gibt. Sie mussten sich keine Gedanken machen, wie es weitergehen könnte. Oliver hat einen Sohn, der zurzeit ebenfalls eine Informatikausbildung macht. Wir können uns daher vorstellen, dass das noch einige Jahre weitergehen wird.

SB
Wie wichtig ist es euch das die Kinder einen gewissen weg machen bevor sie wichtige Stellen in diesem Unternehmen belegen?

FR
Gerade als Familienunternehmen hast du eine Verantwortung, dass nicht einfach dein Sohn Geschäftsführer wird, ohne die nötigen Kompetenzen dafür zu haben. Daher müssen sich meiner Meinung nach auch die Kinder hocharbeiten, wie jeder andere auch.

SB
Vielen Dank für das Gespräch und dass wir vorbeikommen durften.
Gibt es einen Traumjob?
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